Mira bei RADIO 21: Thomas de Maizière
In der Coaching-Kolumne „Menschen der Woche“ bei den Sendern Radio 21 und Rockland Radio spricht die Persönlichkeitsexpertin Mira Mühlenhof regelmäßig über Menschen, die uns in diesen Tagen bewegen.
Thomas de Maizière: „Teile der Antwort würden Sie nur verunsichern.“
Terrorangst in Europa – nach den Ereignissen in Paris und Hannover steht er besonders im Fokus der Aufmerksamkeit: Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Sein Auftreten bei der Pressekonferenz in Hannover gibt Aufschluss über seine Persönlichkeitsstruktur. Was können wir aus seinem Verhalten, aus seiner Gestik und Mimik und dem Gesagten herauslesen? Zunächst einmal fällt auf, dass der Minister verunsichert und steif wirkt. Aus Sicht der Key to see®-Methode ist der Grund dafür: Er wollte keine Fehler machen.
Preußischer Perfektionismus
Wir können in Thomas de Maizière einen perfektionistischen Charakter erkennen. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstruktur haben einen hohen, idealistischen Anspruch an sich selbst und andere. Sie wirken streng. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf das, was korrigiert und verbessert werden muss. Sie kontrollieren gern. Disziplin ist ihr höchstes Gut. Wir kennen diesen Charakter als Archetypus beispielsweise aus der Geschichte „Heidi“, als Figur der Gouvernante Fräulein Rottenmeier. Bei „Pippi Langstrumpf“ ist es die Tante Prysselius.
Ein Blick in die Biografie de Maizières macht deutlich, dass ihm diese intrinsische Motivation (=der eigene, unbewusste Antrieb) bereits in die Wiege bzw. in die Familie gelegt wurde. Er stammt aus einer preußisch-hugenottischen Familie, deren Mitglieder allesamt „etwas werden.“ Man lässt sich nicht gehen, sondern strebt nach Höherem, nach Ämtern oder politischen Karrieren. Das passt zum perfektionistischen Charakter, dem es im Kern darum geht, zu reformieren. Thomas de Maizière wird Jurist, Politiker und schließlich Bundesminister.
Erhabenheit über alles
Menschen, die von der intrinsischen Motivation Perfektion angetrieben werden neigen dazu, sich über andere Menschen zu stellen. Ihr Selbstbild: „Ich habe Recht“ – und das nicht nur im juristischen Sinn. Bei Thomas de Maizière zeigt sich der Antrieb z.B. in der Äußerung, die er in seiner Amtszeit als Bundesverteidigungsminister tätigte: Die Bundeswehr würde nach Anerkennung gieren. Eine abfällige Äußerung, für die er stark kritisiert wurde.
Ein weiteres Beispiel: Sein Statement in der Flüchtlingskrise. Zitat: „Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland zu fahren. Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie prügeln in Asylbewerbereinrichtungen.“
Die Pressekonferenz
Nach der Absage des Länderspiels in Hannover am vergangenen Dienstag treten der Bundesinnenminister, sein niedersächsischer Kollege Pistorius und DFB-Interimspräsdident Reinhard Rauball gemeinsam vor die Presse. Während letztere frei sprechen und dabei auch Gefühle und Betroffenheit zeigen, liest de Maizière sein Statement vom Papier ab und ist fortan damit beschäftigt, auf dem Tisch Ordnung herzustellen, indem er die Mikrofone von links nach rechts und wieder zurück schiebt. Das Spiel geht sogar so weit, dass er ein Mikrofon, das vom Ständer gerutscht ist, wieder festmacht – was nun wahrlich nicht sein Job ist. Sein Kollege Pistorius lässt sich am Ende der Pk dazu verleiten, darüber grinsen.
Bezeichnend auch seine Antwort auf die erste Frage aus dem Journalistenpool: „Besteht noch Gefahr in Hannover?“ Dazu de Maizière: „An wen richtet sich die Fragen?“ – was in dieser Situation eigentlich völlig egal ist. Doch für jemanden, dem Ordnung und Korrektheit wichtig sind, ist Struktur wohl doch wichtig.
Am deutlichsten wird die Erhabenheit des Bundesinnenministers in seiner Antwort, die schnell im Netz verbreitet – und verlacht wird: „Ein Teil meiner Antwort würde die Bevölkerung verunsichern.“ Mit diesem Satz maßt er sich an, die Gefühle und Reaktionen der Bürger vorherzusehen. Er erklärt die Bürger als unmündig und sieht nur sich selbst als würdig, mit der Wahrheit umgehen zu können.
Wer in diesem Kontext wirklich würdig ist, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Mehr über Thomas de Maizière und einen Vergleich mit dem niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius hören Sie in der Kolumne auf Radio 21 und Rockland-Radio.
Wie funktioniert Key to see®?
Die Key to see®-Methode basiert auf einer Jahrtausende alten Typologie, übersetzt in die heutige Zeit und ergänzt mit tiefenpsychologischen Methoden. Um Persönlichkeitsaspekte von Personen des öffentlichen Lebens herausfiltern und daraus Anhaltspunkte für die Gründe ihres Handelns zu finden, durchforstet Mira Mühlenhof Biographien, Wikipedia-Einträge und Berichte im Internet, analysiert YouTube-Videos von öffentlichen Auftritten und liest Aspekte aus Facebook-Einträgen und Postings – auch von anderen Nutzern. „Es ist wie das Zusammensetzen eines großen Puzzles“, sagt Mira. „Wir erhalten wertvolle Erkenntnisse über die intrinsische Motivation unserer Mitmenschen und können ihr Verhalten besser nachvollziehen. Das Nachfühlen von Handlungsmotiven dient somit als Basis für mehr Verständnis und Empathie.“
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