Mira bei RADIO 21: Kim Jong Un
In der Coaching-Kolumne „Menschen der Woche“ bei den Sendern Radio 21 und Rockland Radio spricht die Persönlichkeitsexpertin Mira Mühlenhof regelmäßig über Menschen, die uns in diesen Tagen bewegen.
Kim Jong Un: eine Mischung aus Disney und Dämon
Vor wenigen Tagen hat der nordkoreanische Diktator angeblich eine Wasserstoffbombe getestet. In solchen Momenten fragen wir uns: Wie gefährlich ist der jüngste Staatschef der Welt eigentlich? Welche Persönlichkeit verbirgt sich in dem Mann, der in seinem Land regiert wie ein König des 16. Jahrhunderts? Und können wir überhaupt die Key to see®-Methode anwenden bei einem Menschen, über der man wenig weiß? Zu Beginn der Recherche fällt auf: Es gibt durchaus Informationen über Kim Jong Un. Er ist unser „Mensch der Woche“.
Ein Diktator, der keiner sein will
Wir lesen aus dem Verhalten und der Körpersprache des Staatschefs heraus, dass er an einem Platz ist, an dem er nicht sein will. Der Grund dafür liegt wohl in der intrinsischen Motivation Harmonie, die wir aus ihm herauslesen können. Ja, das überrascht! Aber es erklärt auch, warum es uns so schwer fällt, ihn überhaupt ernst zu nehmen, warum er im Netz so zahlreich karikiert wird und als „Diktator mit Babyspeck“ verlacht wird.
Schaut man als erstes eine Bildergalerie des Diktators an fällt auf: Er wirkt in seiner Haltung unsicher – und so wird er auch beschrieben. Er vermittelt das Bild eines kleinen, trotzigen Kindes, das tagsüber in eine Rolle gezwungen wird und abends heimlich Videospiele spielt. Seine Biografie unterstützt unsere These:
Kim Jong Un ist der jüngste von zwei Brüdern und zwei Schwestern. Er ging in der Schweiz zur Schule, sei dort gut integriert und fleißig gewesen. Am liebsten habe er Basketball gespielt. Bis heute ist er mit Ex-NBA-Star Dennis Rodman befreundet und wäre am liebsten in die USA ausgewandert. Während des Studiums liebte er Nike-Turnschuhe, er besitzt einen Apple-Computer und angeblich ein Samsung-Handy aus Südkorea. Und passen würden auch die Dinge, die man über Kim Jong Un zwar nicht sicher weiß, die aber sehr wahrscheinlich sind: Dass er stark an Gewicht habe zunehmen müssen, um an die Erscheinung seines Großvaters Kim Il Sung zu erinnern. Dass er eine Obsession für Schweizer Käse, Bier und Schnäpse habe – und zwar für mehr, als gut ist. Dass er unter Diabetes leide, impulsgetrieben sei und angeblich selbst Witze über seine Unerfahrenheit mache (im Enneagramm: Muster 9 mit Flügel 8).
Pizza und Pommes für das Volk, Geld für die Ernte
Uns überrascht, dass Kim Jong Un einerseits wirkt wie ein erwachsenes Kind, das einfach nur geliebt und gesehen werden möchte: Mit Disney im TV und Anti-Amerika-Propaganda will er seine Untertanen begeistern, er erlaubte den Bauern in seinem Land, einen Teil ihrer Ernte zu verkaufen. Andererseits droht er dem Rest der Welt mit Atom- und Wasserstoffbomben und es ranken sich zahlreiche Geschichten über die dunkle Seite des Diktators: Angeblich lässt er alle mächtigen Menschen, die ihm gefährlich werden können, entfernen oder gleich hinrichten – wie zum Beispiel seinen Onkel. Wir hegen allerdings Zweifel daran, ob bei diesen Geschichten wirklich Kim Jong Un der Auftraggeber war – oder vielmehr der Stab um ihn herum, die seinem Bild in der Öffentlichkeit mehr Kraft und Stärke vermitteln und seine Position stärken sollen.
Kim Jong Un erinnert uns an Menschen, die durch ihre Eltern bzw. ihre Familienzugehörigkeit in eine Rolle gezwungen werden, egal ob sie wollen oder nicht. Menschen mit der intrinsischen Motivation Harmonie besitzen nicht die Kraft, sich gegen solche Pläne zu wehren – weil sie Angst haben, die Liebe ihrer Eltern zu verlieren. Meist ist der Vater in dieser Familie überaus dominant. Dieses Muster finden wir oft auch in Unternehmerfamilien, was dann dazu führt, dass der junge Nachfolger das Unternehmen an die Wand fährt.
Eine ähnliche Situation sehen wir auch in Nordkorea und gehen wir davon aus, dass Kim Jong Un nie aus freien Stücken eine Atombombe einsetzen würde. Es sei denn, man würde ihn dazu nötigen. Unter Druck reagieren Menschen mit diesem Persönlichkeitsmuster mit passiv-aggressivem Widerstand – das macht sie gefährlich.
Mehr über Kim Jong Un hören Sie in der Kolumne auf Radio 21 und Rockland-Radio.
Wie funktioniert Key to see®?
Die Key to see®-Methode basiert auf einer Jahrtausende alten Typologie, übersetzt in die heutige Zeit und ergänzt mit tiefenpsychologischen Methoden. Um Persönlichkeitsaspekte von Personen des öffentlichen Lebens herausfiltern und daraus Anhaltspunkte für die Gründe ihres Handelns zu finden, durchforstet Mira Mühlenhof Biographien, Wikipedia-Einträge und Berichte im Internet, analysiert YouTube-Videos von öffentlichen Auftritten und liest Aspekte aus Facebook-Einträgen und Postings – auch von anderen Nutzern. „Es ist wie das Zusammensetzen eines großen Puzzles“, sagt Mira. „Wir erhalten wertvolle Erkenntnisse über die intrinsische Motivation unserer Mitmenschen und können ihr Verhalten besser nachvollziehen. Das Nachfühlen von Handlungsmotiven dient somit als Basis für mehr Verständnis und Empathie.“
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