Mira bei RADIO 21: Bushido
In dieser Woche hat unter anderem Bushido die Schlagzeilen bestimmt. Seine Frau Anna-Maria Lagerblom, mit der er seit Mai 2012 verheiratet ist, hat die gemeinsame Villa in Berlin verlassen, ist bei ihrer Mutter untergeschlüpft und steht angeblich unter Polizeischutz. Und prompt fragt die BILD: „Warum sind alle auf ihn reingefallen?“
Spurensuche
Bushido, bürgerlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi, wuchs in Berlin auf. Der tunesische Vater verließ die Familie, als der Junge drei Jahre alt war. Könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass Bushido das Verhalten eines Menschen zeigt, dessen innere Maschine Kampf produziert. Auffällig ist bei Menschen, die man als „kontraphobisch“ bezeichnet, dass sie die Erfahrung gemacht haben, vom Vater verlassen worden zu sein.
Bis zur 11. Klasse ging Bushido aufs Gymnasium, verließ dann die Schule, begann eine Ausbildung zum Maler und Lackierer und knüpfte in dieser Zeit erste Kontakte in die Graffiti- und Rapper-Szene. Sein Künstlername heißt übrigens übersetzt: Weg des Kriegers.
„Vom Bordstein bis zur Skyline“
so eine Zeile aus einem Album Bushidos, das wegen jugendgefährdender Inhalte auf dem Index steht. Wie ein Krieger, wie ein Kämpfer, wird er zur Ikone des deutschen Gangster-Rap. Seine Texte sind allesamt härter als die seiner Konkurrenz: schwulen- und frauenfeindlich, gewaltverherrlichend. Dazu Bushido: „Ich brauche keine Musik, um mich in bestimmte Gemütszustände zu versetzen“ – nein, er ist auch ohne Musik immer zum Kampf bereit.
Zwei Gesichter
2004 sagt er, dass es große Unterschiede zwischen Rapper Bushido und dem Menschen gäbe. Heute stellt sich raus: Wohl nur Strategie, nicht umsonst hat Bushido 2005 einen PR-Berater engagiert. Das ist für mich ein weiterer Hinweis darauf, dass er dem Typus „Kämpfer“ entspricht: Er kämpft zunächst mit Köpfchen. Und wenn das nicht mehr funktioniert, eben auch mit Fäusten. Sein Vater soll seine Mutter geschlagen haben…
Auffälligkeiten: der fehlende Vater
Bushido suchte immer den Kontakt zu starken Männern, u.a. zu Bernd Eichinger, der den Film über ihn produzierte und mit dem er gemeinsam Urlaub machte. Zeitweise wirkte er in Umgebung von väterlichen Autoritäten sehr geläutert, wie etwa während seines Praktikums im Bundestag im Jahr 2012. Der CDU-Mann Christian Freiherr von Stetten, bei dem er das Praktikum absolvierte, sagte über ihn: „Er ist hochinteressiert und hochintelligent.“ Diese Mischung macht ihn eben auch so gefährlich.
Er haut massenweise machohafte Sprüche, schlägt aber auch immer wieder sanfte Töne an – die man ihm dann auch glaubt. Er lässt sich brav mit seinen 3 Labradoren fotografieren, die er leider ins Tierheim geben musste wegen Hundeallergie. Und als es besonders gut lief, bekam er sogar den Bambi für gelungene Integration.
Der ewige Kampf um Liebe
2013 beginnt laut BILD der tiefe Fall des Bushidos. Der Stern berichtet über seine enge Beziehung zum Abou-Chaker-Clan, einer Großfamilie, die nach Auskunft der Berliner Staatsanwaltschaft mafiöse Strukturen hat. Seine Texte werden noch gewaltverherrlichender („Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“).
Serkan Tören („Ich will, dass S.T. jetzt ins Gras beißt“) von der FDP und Klaus Wowereit erstatten Strafanzeige. Reante Künast fordert Ermittlungsverfahren. Heino gibt Bambi zurück und erklärt, „Bushidos kriminelle Energie muss dringend gestoppt werden.
Mal Freund, mal Feind
Bezeichnend für Menschen dieses Persönlichkeitstypus ist auch, enge Freundschaften einzugehen und diese dann wieder zu zerstören. Dieses Muster zieht sich durch sein ganzes Leben. Enge Freunde, wie z.B. der Rappe Kay One, werden plötzlich zu Todfeinden. Bushido bewegt sich zwischen Freund und Feind. Wie sich das als negatives Vorbild auf Kinder auswirkt, die sich an seiner Musik orientieren, hören Sie in meiner Kolumne auf Radio 21.
P.S.
Laut einer Online-Umfrage löste die Nachricht, dass Bushido seine Frau geschlagen habe, zu 50 Prozent Lachen, zu 50 Prozent Wut aus. Kein Kommentar.